FEUERROT im August.

FEUERROT

Über Andalusien, der südlichsten Provinz Spaniens flirrt die Hitze des Augusts. Abends wird es lebhaft in den Cafés, die vielfach Nachfolger der „Cafés cantantes“ sind: Flamenco wird geboten! Der Flamenco, der seine Wurzeln in Andalusien hat, stammt von den „gitanos“ ab. Diese waren umherziehende Familien, die im 15. Jhd. über Indien, Ägypten und andere Länder nach Andalusien kamen. Von der einheimischen Bevölkerung ausgegrenzt, zogen sie in unwegsame Gebirgsregionen. Sie waren verzweifelt, wütend und traurig, aber sie waren auch leidenschaftlich, stolz und voller Hoffnung. Alle diese Gefühle brachten sie in ihren Gesängen (cante), ihrem Gitarrespiel (toque) und ihrem Tanz (baile) zum Ausdruck.

Der Flamenco, wie wir ihn heute kennen, wurde von kastilischen, jüdischen, maurischen, afrikanischen, hispanoamerikanischen und nordspanischen Einflüssen geprägt.

Un café cantante de Sevilla, hacia el año 1888.
(Fotografía de Emilio Beauchy, CreativeCommons lizenzfrei)

Schon als kleines Mädchen wollte Andrea Casapicola Tänzerin werden. Primaballerina, das war ihr Ziel. Mit acht Jahren zog die Familie in die Stadt und Andrea wurde Elevin an der Wiener Staatsoper. Parallel entdeckte sie, dass es Flamenco gibt. Doch die Mutter sagte: „Schule, fünf Mal die Woche nachmittags Ballett, da geht sich Flamenco nicht aus.“ Da Andrea in die Höhe schoss, war das Elevinnendasein bald zu Ende, der Flamenco war in Vergessenheit geraten.

2015 begleitete Andrea eine Freundin in eine Schnupperstunde in der Flamencoschule „La Guita“ und schwupps war Andrea bereits zum Kurs angemeldet. Sie eilte, um sich ihre ersten Anfängerschuhe zu kaufen. Sie entdeckte, dass der baile flamenco ein bodenverhafteter Tanz ist, bei dem sich viele Impulse nach unten richten, im Gegensatz etwa zur typischen Ballettfigur, die extrovertiert ist und nach oben strebt. Sie lernte, dass Flamenco nicht nur auf die rhythmische Fußtechnik zentriert ist, sondern jeder Teil des Körpers, von Oberkörper über Arme, Hände, Finger, ja selbst die Blickrichtung und der Gesichtsausdruck wichtig sind und dass die vielgestaltige Abwechslung zwischen schnellen Zapateados und langsamen Passagen den Reiz und die Schönheit des Flamenco-Tanzes ausmachen. Sie lernte Choreografien zu verschiedenen Palos (Abandolao, Farruca – die „Männerform“, Soleá – die große, ausdrucksstarke Form, Bulería – vor allem bei den Fiestas getanzt, Siguiriya und viele mehr). Tänze mit Bata de Cola – dem Schleppenrock, Fächer, Kastagnetten oder Tuch kamen dazu. Auch Palmas (rhythmusbetonendes Klatschen) stand auf ihrem Programm.

Kontakte:
Andrea Casapicola:
www.casapicola.com
Flamencoschule La Guita: www.flamenco-wien.at

Jedes Jahr gab es eine Aufführung der Schule „La Guita“. 2019 fanden die Aufführungen ihren Höhepunkt im Theater Odeon in Wien mit „Das Haus der Bernarda Alba“ von Frederico Garcia Lorca (1898–1936). Dieses düstere Drama über die Frauen im Süden Spaniens wurde in Tanzsequenzen erzählt. Jede Sequenz wurde zu einem anderen Palo choreographiert.

Die Pandemie führte bei Andrea zu einer langen Flamencopause, doch eines Tages wird er wieder in ihr Leben kommen.

Elías Morales Pérez (professioneller Flamencotänzer und -lehrer) in der Rolle des „Pepe“ tanzte ein hinreißendes Solo im Palo Farruca.

Susanne Zellinger, eine Journalistin mit Schwerpunkt zeitgenössischer Flamenco schrieb eine begeisterte Kritik auf Flamenco divino: La Casa de Gerda La Guita – Gerda La Guitas Haus – Flamenco Divino
www.flamenco-divino.at

Kontakte:
Andrea Casapicola:
www.casapicola.com
Flamencoschule La Guita: www.flamenco-wien.at

Man muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will, alles verschwindet.

Paul Cézanne